„Ich war nie das, was man eine Heulsuse nennt.“
So muss ein Roman anfangen. Ich liebe die Intros der Bücher vom „Chef“. Gewaltig auch der Anfang von „Schwarz“: „Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste und der Revolvermann folgte ihm“.
Also, der Mann, der schon mal keine Heulsuse ist erlebt ein super spannendes Abenteuer. Er bekommt die Chance in die Vergangenheit zu reisen und „Gutes zu tun“.
Ein verwegener Gedanke: Stellen Sie sich vor, Sie könnten in das Jahr 1963 zurück und das Attentat auf John F. Kennedy verhindern. Genau diese Möglichkeit bekommt der Held Jake … . Er wird zu George Amberson und macht sich auf den Weg und an die Arbeit. Er will alles tun um damit Lee Harvey Oswald JFK nicht töten kann. Und wenn er selbst Lee umbringen muss.
Zeitreisen sind eh interessante Geschichten und so schön paradox. Was wäre, wenn man in die Vergangenheit reisen könnte und seinem Großvater das Rendevous mit der Großmutter verderben? Oder selbst ein Techtelmechtel mit der Großmutter anfangen. Sich selbst zeugen? Oder mal eben zurück in die 30iger Jahre und den aufstrebenden Diktator erledigen und dadurch den 2. Weltkrieg verhindern?
Der Roman lebt von diesem Gedankenexperiement. Er lebt auch von der Liebesgeschichte die George widerfährt, er lebt von der Verwobenheit und Assoziationen mit anderen King-Büchern und natürlich von den Horrorszenen, bei denen mir manchmal den Atem gefriert. Nicht so viel Blut und splitternde Knochen, aber schon heftige Szenen bei denen z.B. eine Frau mit einem Hammer… nur gut, dass Sie keine Heulsuse sind, oder etwa doch?
Zu kurz kommt mir die Diskussion des Themas: darf man einen Menschen für einen anderen Menschen opfern. Das hatte Stephen King in seinem Roman „Dead Zone“ ausführlicher gebracht, in „Der Anschlag“ gibt es keinen wirklichen Diskurs darüber. George Amberson überzeugt sich davon, dass Lee Oswald ein Schuft ist und aller Wahrscheinlichkeit auch der Attentäter. Und das genügt ihm im Prinzip als Begründung für die Hinrichtung von Lee Harvey Oswald.
Die Vergangenheit ist zäh und lässt sich nur schwer ändern. Das wissen wir wohl alle – mehr oder weniger schmerzhaft. Aber die Gegenwart lässt sich sehr spannend gestalten. Zumindest für ein paar Stunden im Leseland, wenn Stephen King einen mit in die Vergangenheit nimmt.