Jugendstudie „unplugged“ mit überraschenden Ergebnissen

Entzugserscheinungen! Einsamkeit! Ohrenbetäubende Stille! Mit solchen Vokabeln werden die ersten Ergebnisse des Medienexperiments „Unplugged“ zitiert und kommentiert. Die Studie läuft seit Sommer 2010 weltweit auf fünf Kontinenten und „Ach-Gott-ach-Gott-aoh-Gott….“ das Geschrei ist groß: „Gefühl der Isolation, der Weltuntergang naht, die Werte verfallen, etc.“

Zum einen sei vermerkt, dass die Studie noch keine repräsentativen Daten liefert und zum anderen läuft die Berichterstattung (insbesondere im Internet) wie die Neuigkeitenerstattung (vielleicht besser Neuigkeitenbestattung) nach den Regeln unserer Zeit: laut, extrem, plakativ, seicht und immer mit dem Blick auf die nächste Sau, die man durchs Dorf treiben kann.

Skulptur von David Kampfmeier

Ich glaube, es bezweifelt niemand; das Internet, das Handy und alle anderen elektronischen Geräte verändern uns. Und das ist auch richtig und gut so. Jungen Menschen wachsen so selbstverständlich mit diesen Geräten und Möglichkeiten auf. Und sie haben Spass daran. Und wenn einem jemand das Spielzeug wegnimmt, dann macht das einfach keinen Spass. Was nicht nur bei Kindern und Jugendlichen so ist.

Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Bundeskanzlerin Merkel müsste ihr Handy abgeben?! Entzugserscheinung wäre eine schwache Vokabel für den zu erwartenden Zustand.

Den überraschenden Ergebnissen (besser Interpretationen) aus der Jugendstudie „Unplugged“ steht aber gegenüber: es wurde wissenschaftlich belegt, dass Twittern und Chatten bei uns Menschen die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin erhöht. Vielleicht ist ja das der Grund für die „Entzugserscheinungen“. Paul Zack, Psychologe und Neuroökonom entdeckte: für eine Oxytocin-Dusche (Gefühl der Geborgenheit und Nähe) braucht man keinen physikalischen Kontakt. Es geht auch online. Das ist doch super, denn alles was uns unter „Oxytocin“ setzt macht uns geselliger und damit auch friedlicher.

Erlauben Sie einen evolutionären Gedanken: Ich finde sowieso, dass unsere Software im Kopf ein Update gebrauchen könnte. Unser RAM mit gerade mal 5-7 Informationen gleichzeitig ist nicht wirklich spannend. Möglich wären doch Mutationen, die schon 12-15 oder noch mehr Infos gleichzeitig schaffen würden. Die Umweltbedingungen entstehen gerade und nehmen auf uns Einfluss. Die natürliche Auslese befördert Kinder die besser angepasst sind und vielleicht rennen auch schon Kids mit dieser erweiterten Verdrahtung herum.j

Roland der Revolvermann aus Stephen Kings „Der dunkle Turm“ würde sagen: „Die Welt hat sich weiter gedreht“. Ich sage: „… besser wir drehen uns mit“. Wie sehen Sie das?!

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